Gebärdensprache

Für wen ist diese Seite?

Diese Seite ist vor allem eine erste Information über die Deutsche Gebärdensprache für Hörende.

Gebärdensprache – was ist das?

Dolmetscher Patrick George bei einem Open-Air-Gottesdienst

Gebärdensprachen sind eigenständige, vollwertige Sprachsysteme, die Gehörlose in ihren verschiedenen nationalen und regionalen Gehörlosengemeinschaften untereinander ausgebildet haben. Anders als die akustisch-auditiv verfahrenden Lautsprachen werden die Gebärdensprachen visuell-motorisch realisiert. Sie sind nicht mit den nonverbalen Kommunikationsmitteln Hörender identisch (Körpersprache), sondern ausdifferenzierte Zeichensysteme, die über ein umfassendes Lexikon und eine komplexe Grammatik verfügen.

Wie geht das?

Für die Kommunikation unter Gehörlosen gelten die folgenden allgemeinen Bedingungen:

Die Verständigung folgt anderen als den in der Lautsprache üblichen Konventionen bzw. grammatischen Regeln. Das gesamte sichtbare Ausdrucksrepertoire des Körpers (Hände, Arme, Oberkörper, Kopf, Gesicht) wird ausgeschöpft.

Mitteilungen sind vorzugsweise visuell eindeutig und prägnant. Die räumliche Dimension der körperlichen Darstellung spielt dabei eine besondere Rolle.

Eine gewachsene Sprache

Häufig wird fälschlicherweise angenommen, Gebärdensprache sei eine universale Sprache und meistens geht dies mit der irrigen Vorstellung einher, bei der Gebärdensprache handele es sich um eine bewusst konstruierte und eingeführte Sprache.

Tatsächlich jedoch sind die verschiedenen Gebärdensprachen wie gesprochene Sprachen auch in bestimmten Benutzergemeinschaften naturwüchsig entstanden und unterscheiden sich von Land zu Land. Mit der Bezeichnung „Deutsche Gebärdensprache“ (DGS) grenzen die Gehörlosen Deutschlands ihre Gebärdensprache von anderen Gebärdensprachen wie etwa der Französischen, Britischen oder Amerikanischen Gebärdensprache ab. Zwischen den verschiedenen nationalen Gebärdensprachen bestehen erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Form und Verwendung von Gebärden. Angesichts der nonverbalen Basis aller Gebärdensprachen können andererseits gewisse grundsätzliche Ähnlichkeiten nicht überraschen. Wie bereits erwähnt, ist die Deutsche Gebärdensprache dialektal gegliedert, d.h., in unterschiedlichen Regionen Deutschlands werden gleiche Inhalte zum Teil mit unterschiedlichen Gebärden bezeichnet.

Deutsche Gebärdensprache mit eigenen Regeln

Die innerhalb der deutschen Gehörlosengemeinschaft gewachsene Gebärdensprache folgt eigenen Regeln, die sich von den Regeln der gesprochenen deutschen Sprache deutlich unterscheiden. Im Mittelpunkt der gebärdensprachlichen Verständigung stehen die Gebärden, die konventionellen Handzeichen Gehörloser also, aber auch Mimik, Körperausdruck und tonlos gesprochene Wörter sind von großer Bedeutung.
Gebärden werden zu Folgen und Sätzen verknüpft, die eine ganz andere Reihenfolge und einen ganz andern Aufbau haben als bedeutungsgleiche Sätze der Lautsprache. Satzarten (Aussagesätze, Fragen, Befehlssätze) werden mimisch markiert. Beziehungen zwischen Satzteilen (Subjekt, Objekt) werden durch die Ausführungsrichtung der Verbgebärde gekennzeichnet.
Personen und Objekte werden im Gebärdenraum platziert und stehen für weitere Bezugnahmen zur Verfügung. Räumliche Verhältnisse werden durch eine analog räumliche Darstellung der Hände wiedergegeben. Der Bewegungsaspekt vieler vorgangsbezeichnender Gebärden kann modifiziert werden, um die Verlaufsweise eines bestimmten Vorgangs zu charakterisieren.“

Diese Informationen wurden den Informationsschriften des SIGNUM-Verlages „Eine Minderheit verschafft sich Gehör“ und „Hörgeschädigte Kinder – gehörlose Erwachsene“ entnommen. Mehr Infos zur Gebärdensprache beim Deutschen Gehörlosenbund.